Schritt 1: Schaffung eines zeitlichen Rahmens für Primarschulen
Das Hausaufgabendekret legt die maximale Dauer, die zur Bearbeitung der Schulaufgaben aufgebracht wird, fest. Die Dauer erhöht sich, dem Alter der Schüler entsprechend, progressiv von der ersten bis zur letzten Stufe der Primarschule: von 15 Minuten im 1. und 2. Schuljahr, über 20 Minuten im 3. und 4. Schuljahr bis zu 30 Minuten im 5. und 6. Schuljahr pro Tag.
Das dazugehörige Dekret wurde am 26. Juni 2023 durch das Parlament verabschiedet. Es definiert Schulaufgaben als „Aufgaben, die der Lehrer den Schülern zum Vertiefen der erworbenen Kompetenzen, zur Vorbereitung auf Tests und Prüfungen sowie zum Erlernen des eigenständigen Arbeitens erteilt“. Das Ziel von schulischen Aufgaben ist es also, Erlerntes zu vertiefen und zu üben, und die Schüler zum selbstverantwortlichen Arbeiten zu befähigen. „
Wir zweifeln nicht die Sinnhaftigkeit von Schulaufgaben an. Vielmehr möchten wir sicherstellen, dass Umfang und Zielsetzung der Hausaufgaben angemessen sind. Anders als in der Berichterstattung in den sozialen Medien zu lesen war, schaffen wir die Hausaufgaben in den Primarschulen also keineswegs ab. Wir regulieren sie lediglich und folgen dabei den Empfehlungen der Wissenschaft. Und selbstverständlich werden die Eltern weiterhin die Möglichkeit haben, Feedback dazu zu erhalten , wo ihr Kind steht, wo es ggf. noch Entwicklungsbedarf gibt und wie sie es individuell noch weiter fördern können“, erklärt Lydia Klinkenberg.
Schritt 2: Schaffung von kostenlosen Aufgabenbetreuungsangeboten innerhalb der Schulen
In einem zweiten Schritt möchte die Regierung dafür sorgen, dass alle Schüler Zugang zu einer kostenlosen Aufgabenbetreuung erhalten. Damit die Schulen Zeit haben, mit ihren Teams die entsprechenden Anpassungen vorzunehmen, erhalten die Schulen ein Schuljahr Zeit.
Die bereits bestehenden schulexternen Betreuungsangebote sollen auch weiterhin strukturell gefördert werden.
Die OECD stellte in ihrer wissenschaftlichen Analyse des ostbelgischen Bildungssystems im vergangenen Jahr fest, dass das Bildungssystem in der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Vergleich zu anderen Systemen eine „sehr ausgeprägte“ Hausaufgabenkultur aufweist. Daher ist es wenig überraschend, dass sich viele Eltern mehr Betreuungsangebote wünschen. Schon im Jahr 2019 wurde im Rahmen der Entwicklung einer Vision für das ostbelgische Bildungssystem eine repräsentative Umfrage durchgeführt. Damals sprachen sich 57 % der Umfrageteilnehmer für mehr Aufgabenbetreuungs¬möglichkeiten aus. Basierend auf diesen Feststellungen und den Empfehlungen der Schulaufgaben-Forscherin der Pädagogischen Hochschule Bern, Dr. Moroni, haben wir daher einen rechtlichen Rahmen geschaffen. Auch schulintern soll es bereits im Jahr 2024 Aufgabenbetreuungsangebote geben. Mit diesem Ziel vor Augen, möchten wir fortan nicht mehr von Hausaufgaben, sondern von Schulaufgaben sprechen, da die Aufgaben längerfristig im schulischen Kontext erledigt werden sollen," erläutert die Ministerin.